Horror, Kälte, Einsamkeit

Die Norweger sind praktisch Tabellenerste, was modernen Black Metal angeht. Es dürfte also nicht verwundern, daß eine extreme und individuelle Combo wie Limbonic Art, die übrigens schon seit langer Zeit in der Szene herumspukt, ebenfalls aus dem etwas kühlen und wenig besiedelten Land stammt.

Die neue Scheibe "Ad Noctum" des abgefahrenen Duos bietet den Fans der Formation das, was sie auf den ersten beiden Alben zu lieben gelernt haben und was die Musik der zwei extravaganten Songschreiber Daemon und Morfeus so interessant macht: extrem schnelles Schlagzeug aus der Konserve, das als Gerüst dient, um moderne blackmetallische Klampfen, hysterische Schreie und Keyboardklänge auf Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen. Auf jeden Fall beantwortete Morfeus, der Gitarrist, Kreischer und Keyboardprogrammierer in einem ist, meine Fragen per Mail...

Wie lief es für Limbonic Art die letzten zwei Jahre - seid Ihr mit den Früchten Eurer Arbeit zufrieden, oder strebt Ihr als Musiker nach noch höheren Zielen?

"Wir sind auf jeden Fall mit der jetzigen Situation zufrieden - wir haben gute Kritiken für unsere Musik bekommen und das freut uns natürlich. Es gibt allerdings immer neue Gipfel zu erklimmen und andere Pfade zu wandern, also werden wir für längere Zeit noch weiter wandern..."

"Ad Noctum" klingt etwas extremer, weniger symphonisch als "In Abhorrence...", war das ein absichtlicher Schritt oder eine natürliche Entwicklung?

"Die Aggression des Albums war sehr wohl beabsichtigt. Wir wollten kein "Abhorrence..." Teil 2-8 aufnehmen - es war also Zeit, das Format zu ändern. Das Album beinhaltet genauso viele oder vielleicht sogar mehr Synthesizer Parts, aber sie sind anders abgemischt worden. Wir wollten nicht, daß die Zuhörer wissen, was von uns zu erwarten ist und ich denke, daß wir das gewissermaßen erreicht haben. Ich denke nicht, daß das Kapitel symphonische Parts abgeschlossen ist, aber wie gesagt, es war Zeit, etwas Neues zu probieren. Nur die Zukunft kann unseren weiteren Weg bestimmen. Einerseits denken wir vieles durch beim Musizieren, andererseits ist "Ad Noctum" auch ein Ergebnis von Spontaneität. "

Was gibt es zum Titel "Ad Noctum" mit der Mumie auf dem Cover zu sagen? Was symbolisiert das Cover und was hat es mit der "The Dynasty of Death" auf sich?

"Der Titel paßt zum Album, weil es dunkler und extremer ist als das, was wir zuvor gemacht haben. Die ägyptischen Bilder ergänzen sich gut mit unserem Konzept, da wir uns textlich viel mit dem Thema Tod auseinandersetzen und die Ägypter in ihrer Mythologie dies auch zu genüge taten. Ich spreche nicht gerne über die Cover und Gestaltung unserer Alben. Die Zuhörer sollen sich ein eigenes Bild machen. Es gibt weder Lösungen noch Antworten..."

Was drücken Stücke wie "Pits of the cold Beyond" textlich aus?

"Leider muß ich dir mitteilen, daß ich mit den Texten nicht viel am Hut habe. Das ist Daemon's Job und ich bin sehr froh, daß ich mir darüber keine Gedanken machen muß. Ich schreibe nicht sehr gerne und denke, daß ich in der ganzen Zeit nie mehr beigetragen habe, als ein oder zwei Titelvorschläge für einzelne Songs zu machen. Den Rest macht Daemon und er macht seine Aufgabe verdammt gut."

Wer hat das Cover für "Ad Noctum" gemalt?

"Morfeus hat mal wieder das Cover gestaltet und ich denke, daß er nie jemanden anders das Cover malen lassen wird. "

Wo ziehst du gedanklich den Strich zwischen Leben und Tod - welche der beiden Elemente sind dir wichtiger oder für dich interessanter und warum?

"Persönlich ist mir das Leben wichtiger, wobei der Tod interessanter ist. Der Tod wird früh genug kommen und ich habe keine Ambitionen, bald zu sterben. Dafür habe ich im Leben zu viel zu tun - mehr Musik machen, usw... Sollte ich sterben, werde ich genug Zeit haben, mich mit dem Tod auseinander zu setzen. Bis dahin möchte ich das Leben erkunden und nicht über den Tod rätseln..."

Deine Definition von Black Metal?

"Ich mag es nicht, Musik in Schubladen zu stecken. Außerdem hat Black Metal verschiedene stilistische Strömungen. Wahrscheinlich würde ich Darkthrone und Mayhem als pure Black Metal Bands bezeichnen..."

Deine Meinung zur momentanen extremen Musikszene Norwegens und zu den Entwicklungen innerhalb der letzten Jahre - (ich meine damit den Durchbruch schwarz metallisch orientierter Mucke)?

"Ich verfolge nicht unbedingt die Entwicklungen innerhalb der sogenannten Szene, da sie mich nicht sonderlich interessiert. Ich denke aber schon, daß sie älter und reifer geworden ist. Es gibt innerhalb der Szene mehr Individualität und ich finde das sehr vielversprechend - es wird mehr das gemacht, was man selbst will, nicht was andere erwarten."

Mit welcher Form von Satanismus könntest du dich am besten anfreunden und warum (du kannst auch eine nicht von mir genannte Form wählen) - Eine persönliche Kombination aus spiritueller Aufmerksamkeit und verschiedenen okkulten Einflüssen - Die "bodenständige" Variante, so wie sie in den Büchern La Veys Beschrieben wird - Die blasphemisch mittelalterliche Form des Satanismus, mit der das Christentum provoziert wird.

"Ich bin nicht religiös und ich finde es störend, dies oder jenes über Satanismus auszusagen oder was auch immer. Würden sich die Leute mehr Gedanken über ihre Aktionen machen, gäbe es vielleicht mehr Raum, um die Dinge zu tun, die man wirklich mag. Wir müßten uns keine Gedanken darüber machen, ob der Nachbar dies oder jenes ist. Mir ist es egal was andere sind und ich möchte auch nicht, daß die sich über mich Gedanken machen..."

Welche Art von Film würde am besten zu Eurer Musik passen?

"Ein Film voller Horror und kalter Einsamkeit..."

Benedikt Bjarnason